Die digitale Welt verschlafen?

Pressemeldung — 06.07.2016

„Unsere Welt ist geprägt durch exponentielle IT-Entwicklungen mit gigantischen Datenströmen. Wir Ärztinnen und Ärzte haben jetzt den Auftrag, die Technologien im Gesundheitswesen kritisch zu begleiten, mitzusteuern und mitzugestalten, wollen wir nicht schon bald auf der Standspur der globalen Datenautobahn landen“, schreibt Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) im Leitartikel der Ausgabe 7-8 des Bayerischen Ärzteblattes. Ärzte hätten, wohl begründet, die digitale Medizin lange ignoriert und befänden sich heute im Wettstreit mit Global-Playern und Start-Ups, mit Anbietern von Gesundheits-Apps oder digitalen Arzneimitteln. Die Vorteile, die telemedizinische Anwendungen – gerade auch in einem Flächenstaat wie Bayern – bringen könnten, seien zahlreich. Aber sensible Gesundheitsdaten seien begehrt, deshalb müsse sichergestellt sein, dass niemand unwissentlich mit der Preisgabe persönlicher Daten für die über 100.000 Gesundheits-Apps bezahle. Kein Zweifel dürfe darüber bestehen, dass auch Gesundheits-Apps von privaten Krankenversicherungsunternehmen oder von gesetzlichen Krankenkassen den geforderten Qualitätsstandards unterliegen müssen. Dabei sei die digitale Vernetzung in Kombination mit dem Gesundheitswesen enorm gesellschaftsrelevant. „Die Fülle an Applikationen, die sich Nutzer auf ihre Mobilgeräte herunterladen können, bringt uns in ein Spannungsfeld zwischen Segen und Fluch und macht deshalb eine Zertifizierung dieser Apps notwendig“, so Bayerns Ärzte-Chef.
Dennoch müssten Ärztinnen und Ärzte die digitalisierte Medizin als Herausforderung begreifen. Die Berufsordnung statuierte dabei kein generelles Fernbehandlungsverbot, jedoch fordere sie ganz klar, dass auch bei einer telemedizinischen Versorgung eine unmittelbare Behandlung des Patienten durch einen Arzt gewährleistet sein müsse. Kaplan: „Jetzt müssen wir selbst die Instrumente entwickeln, die wir brauchen, um diese digitale Welt mitzugestalten. Mit einer flächendeckenden Einführung des elektronischen Arztausweises, einer Klarstellung über die berufsrechtlichen Pflichten durch die Berufsordnung und entsprechenden Fortbildungsangeboten schaffen wir die Rahmenbedingungen. Jetzt haben wir noch die Möglichkeit, zu gestalten und das Feld nicht den großen Konzernen zu überlassen. Denn dann würden wir sehr schnell nur noch zu Figuren, die zu funktionieren haben mit Verlust unseres Ethos, unserer Empathie und unseres Altruismus, was auch weiterhin den Arzt auszeichnen muss.
Mehr zu „Die digitale Welt verschlafen?“ lesen Sie in der Juli/August-Ausgabe 2018 des Bayerischen Ärzteblattes.

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