Publikation: „Die Ärzteschaft in Bayern und die Praxis der Medizin im Nationalsozialismus“

Pressemeldung — 24.07.2017

Im Jahr 2010 hat der 69. Bayerische Ärztetag den Beschluss gefasst, die Erforschung der Rolle der Vertretung der Ärzteschaft bei Euthanasie und Zwangssterilisation im Nationalsozialismus (NS) in Bayern, in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe des NS-Dokumentationszentrums München „Psychiatrie und Fürsorge im Nationalsozialismus“ finanziell zu unterstützen. Herausgekommen ist eine über 230 Seiten starke Dokumentation „Die Ärzteschaft in Bayern und die Praxis der Medizin im Nationalsozialismus“, verfasst von Prof. Dr. Annette Eberle, Dekanin der Katholischen Stiftungsfachhochschule München, Abteilung Benediktbeuern, in Kooperation mit Prof. Dr. Michael von Cranach, Leiter der Arbeitsgruppe „Psychiatrie und Fürsorge im Nationalsozialismus“, und Prof. Dr. Gerrit Hohendorf, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Technische Universität München (TUM), Klinikum rechts der Isar.

„Die Ärzteschaft hatte zweifelsohne einen wesentlichen Anteil am Programm zur Zwangssterilisation und Euthanasie im Nationalsozialismus. Daher ist wichtig, dass sich die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) als Vertretung aller bayerischen Ärztinnen und Ärzte, dieser Thematik annimmt“, sagte BLÄK-Präsident Dr. Max Kaplan anlässlich der Buchpräsentation am 24. Juli im Münchner NS-Dokumentationszentrum. Durch die Auseinandersetzung mit der Rolle der Vertretung der Ärzteschaft im Programm von Euthanasie und Zwangssterilisation im Nationalsozialismus in Bayern leiste die BLÄK einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte der NS-Zeit. „Im Namen der BLÄK aber auch persönlich unterstütze ich diese Publikation, die sich kritisch und selbstkritisch mit der Vertretung der Ärzteschaft in Bayern innerhalb des NS-Regimes befasst, stellt sie doch eine späte, intensive Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit und ihrem verbrecherischen Umgang mit Medizin und Pflege dar“, so Kaplan. Er hoffe stark, dass auch heute noch Interesse für diese Aufklärungsarbeit bestehe. Sein Wunsch richte sich insbesondere auch an die jungen Kolleginnen und Kollegen, Berufsanfänger und Studierenden, sich mit dieser dunklen Seite der ärztlichen Zeitgeschichte zu befassen. Nur wenn wir von Generation zu Generation nicht vergessen und Erinnerungen weitergeben, können wir Anfängen und Wiederkehr gewappnet entgegentreten – auf nationaler und auch internationaler Ebene. „Nur wenn wir nachfragen, weiter forschen und analysieren, lernen wir als Einzelne und als Gesellschaft aus unserer Geschichte“, so der Präsident abschießend.

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