Chimära
Pressemeldung — 06.09.2023
Vor dem Hintergrund der von Bund und Ländern geplanten Krankenhausreform fordert Dr. Andreas Botzlar, 1. Vizepräsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), die Ärzteschaft stärker in die Neugestaltung der Krankenhauslandschaft einzubeziehen. Außerdem dürfe die Reform nicht zu mehr Kontrollbürokratie führen.
„Positiv erscheint zunächst die geplante Einführung einer Vorhaltevergütung für die Kliniken, damit die Bereitstellung von Krankenhausstrukturen künftig unabhängig von der Leistungserbringung erfolgen kann und Behandlungen nicht nur durchführt werden, um das vorgehaltene Angebot zu refinanzieren. Allerdings soll nach wie vor kein vollständiger Ausstieg aus dem gescheiterten Fallpauschalensystem erfolgen. Stattdessen sollen die Fallpauschalen zu Gunsten der Vorhaltevergütung lediglich abgesenkt werden. Auf diese Weise wirken aber deren Fehlanreize weiter, die schon bisher zu massiven Fehlentwicklungen in unserem Gesundheitssystem geführt haben“, so Botzlar in seinem aktuellen Leitartikel „Chimära“ in der Septemberausgabe 2023 des Bayerischen Ärzteblatts. Darüber hinaus würde das Nebeneinander zweier Finanzierungssysteme zu deutlich mehr Kontrollbürokratie führen – und Ärztinnen und Ärzten noch mehr Zeit stehlen, die sie besser für die Behandlung ihrer Patientinnen und Patienten einsetzen könnten. Dabei sei der Berufsalltag der Ärzte in den Krankenhäu-sern bereits heute von einer stetigen Arbeitsverdichtung geprägt.
Ziemlich unklar bleibe bisher auch, wie die Versorgungssicherheit zukünftig gewährleistet werden solle. Aktuell prüften Bund und Länder, wie sich die geplante Finanzreform und die Neuformation der Krankenhauslandschaft auf die Versorgung auswirken werden. „In die darauffolgende Analyse und Folgenabschätzung sollte die Expertise der Ärzteschaft einschließlich der Ärztekammern eng einbezogen werden. Eine ungeordnete Flurbereinigung der Krankenhauslandschaft darf es nicht geben“, erklärt Botzlar.
Im Rahmen der Reformpläne würden zudem die Erfordernisse der ärztlichen Weiterbildung weitgehend ignoriert. „Die geplanten Level-Ii-Krankenhäuser werden von weiten Teilen der stationären Behandlung – also Diagnostik und Therapie – ausgeschlossen bleiben. Insofern kann ihnen auch nicht die vorgesehene zentrale Rolle bei der ärztlichen Weiterbildung zukommen“, kritisiert der 1. Vizepräsident.
Mehr zu „Chimära“ lesen Sie im Leitartikel der Septemberausgabe 2023 des Bayerischen Ärzteblatts unter www.bayerisches-aerzteblatt.de.