Zunehmende Gewalt in ärztlichen Praxen erfordert stärkere Aufklärung und Strafverfolgung
Pressemeldung — 16.09.2024
Angesichts der zunehmenden Gewalt gegen medizinisches Personal in ärztlichen Praxen spricht sich Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), neben den bereits erfolgten Maßnahmen, für eine stärkere Aufklärung und schärfere Strafverfolgung solcher Taten aus. Dazu sei eine Änderung des Strafgesetzbuches (StGB) notwendig.
„Die Ergebnisse einer aktuellen Befragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zur Zunahme der verbalen und körperlichen Gewalt in ärztlichen Praxen sind erschreckend. Sie decken sich leider mit den Erfahrungen von mir und zahlreichen Kolleginnen und Kollegen. Insbesondere vor dem Hintergrund des zunehmenden Mangels an niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten und der längeren Wartezeiten auf Termine werden Patientinnen und Patienten immer häufiger aggressiv und bedrohen oder attackieren Ärztinnen und Ärzte oder Medizinische Fachangestellte (MFA). Dies zeigt den dringenden Handlungsbedarf. Um die Strafverfolgung und Aufklärung solcher Taten zu erleichtern, appelliere ich nachdrücklich an die Bundesregierung, den besonderen rechtlichen Schutz gemäß §§ 113 bis 115 StGB auf alle Gesundheitsdienstleister, insbesondere auch medizinisches Personal in ärztlichen Praxen, auszuweiten. Dies könnte aus meiner Sicht eine abschreckende Wirkung erzielen. Es bleibt aber auch essenziell, dass die Strafverfolgung und Aufklärung von Straftaten in diesem Bereich konsequent und mit Nachdruck vorangetrieben werden.“, erklärt Bayerns Ärztekammerpräsident. Die zunehmend entgegenbrachte Aggressivität sei gleichzeitig auch einer der Gründe für den Fachkräftemangel im ambulanten Sektor. Für Praxen werde es etwa immer schwieriger, MFA zu finden.
Gemäß den Ergebnissen der KBV-Umfrage unter 7.600 niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, Psychotherapeutinnen und –therapeuten, sowie ihrer Praxisteams, haben 80 Prozent der Befragten im vergangenen Jahr verbale Gewalt erlebt. 40 Prozent berichteten, in den letzten fünf Jahren körperlicher Gewalt ausgesetzt gewesen zu sein. Die Fälle reichten von Tritten gegen das Schienbein, Schubsen und Spucken bis hin zu schweren Angriffen.