Gemeinsam stark für Hitzeschutz: Bündnis Hitzeschutz Bayern präsentiert Projekte zum bundesweiten Hitzeaktionstag
Pressemeldung — 02.06.2025
Unter dem Motto „Deutschland hitzeresilient machen - wir übernehmen Verantwortung!“ lud das Bündnis Hitzeschutz Bayern am 2. Juni 2025 Expertinnen und Experten in die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) ein, um anlässlich des bundesweiten Hitzeaktionstages auf die Gesundheitsgefahren von Hitzewellen und mögliche Gegenmaßnahmen aufmerksam zu machen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Frage, wie das Bewusstsein für die Risiken extremer Hitze geschärft und die Hitzeprävention am Arbeitsplatz gestärkt werden kann.
Während des Symposiums präsentierten die Bündnispartnerinnen und -partner zahlreiche wichtige Projekte zur Verbesserung des Hitzeschutzes – von einem kostenfreien Trinkflaschen-Auffüllservice über die gezielte Gesundheits- und Arzneimittelberatung bei Hitze durch Apotheken bis hin zu Hitzeaktionsplänen für Kommunen und ärztliche Praxen. Zudem wurden Forderungen an die Politik für ein hitzeresilientes Deutschland bekräftigt. Gesundheitlicher Hitzeschutz müsse auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene gesetzlich verankert und finanziell ausreichend unterstützt werden, wie es von der BLÄK bereits 2024 gefordert wurde. Die dazu nötigen Investitionen sollten in den entsprechenden Haushalten und Budgets berücksichtigt werden. Ebenso müsse der Hitzeschutz stärker in das Bauund Arbeitsrecht, in den Zivil- und Katastrophenschutz und in die Gesundheits- und Arzneimittelversorgung integriert werden.
„Der Sommer 2024 war der heißeste in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Zukünftig sind immer extremere sowie häufigere Hitzeperioden zu erwarten, die der Gesundheit der Menschen in Bayern erheblich schaden können. Allein im Jahr 2022 starben in der Bundesrepublik 4.500 Menschen durch Hitze. Neben der Gefahr für Risikogruppen wie ältere Menschen oder chronisch Erkrankte zeigen aktuelle Studien der DAK-Gesundheit, dass etwa 1,7 Millionen Beschäftigte in Bayern während Hitzewellen stark belastet sind. Überdies steigt bei Temperaturen über 30 Grad bei bayerischen Kindern das Risiko für behandlungsbedürftige Hitzeschäden um das Neunfache. Als Bündnis wollen wir deshalb Wissen über die gesundheitlichen Folgen von Hitze in Gesundheitseinrichtungen, bei unseren betreuten Patientinnen und Patienten, in Betrieben, sowie in der Bevölkerung verbreiten. Das heutige Symposium hat gezeigt, dass wir dabei bereits auf einem guten Weg sind“, erklärt Dr. Gerald Quitterer, Präsident der BLÄK. Dennoch gebe es beim Thema Hitzeschutz noch reichlich Luft nach oben. Damit Bayern langfristig für Hitzewellen gerüstet ist, brauche es im Freistaat einen verbindlichen Hitzeaktionsplan zur Prävention hitzebedingter Erkrankungen und Todesfälle, der Basis für die Umsetzung auf kommunaler Ebene sein sollte. Darüber hinaus: Da Kinder und Jugendliche unter Hitze besonders litten, dürften sie bei der Konzeption und Realisierung von Hitzeschutzplänen nicht zu kurz kommen.
Professor Dr. Philipp Sprengholz, Juniorprofessor für Gesundheitspsychologie an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und Referent während der Veranstaltung, erklärt: „Hitze ist für alle Menschen ein Problem, für bestimmte Gruppen jedoch besonders riskant. Hierzu gehören beispielsweise ältere Personen, aber auch Menschen, die dehydrierende Medikamente einnehmen, ohne Wohnung sind, im Freien arbeiten oder Sport treiben. Das Symposium hat gezeigt, dass der Hitzeschutz an den individuellen Bedürfnissen der einzelnen Gruppen ansetzen muss. Einerseits braucht es bessere Informationsangebote, die individuelle Risiken verständlich kommunizieren und umsetzbare Handlungsempfehlungen geben. Hier können Arztpraxen aber auch Apotheken einen wichtigen Beitrag leisten. Andererseits sind auch strukturelle Veränderungen notwendig. Diese reichen von der verstärkten Verschattung von Innenstädten und Sportanlagen über die Bereitstellung von mehr öffentlichen Trinkbrunnen und Toiletten bis zur Hitzeertüchtigung von Wohnungen durch entsprechende Förderprogramme.“ Während viele Kommunen und soziale Träger bereits viel für den Hitzeschutz täten, passten die regulatorischen Rahmenbedingungen oft noch nicht.
PD Dr. Caroline Quartucci, Sachbereichsleitung Arbeits- und Umweltmedizin/- epidemiologie des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, und ebenfalls Referentin während der Veranstaltung, ergänzt: „Beschäftigte, die im Freien arbeiten – etwa auf Baustellen, in der Landwirtschaft oder im Straßenbau – gehören zu den besonders gefährdeten Gruppen, wenn es um hitzebedingte Gesundheitsrisiken geht. Sie sind häufig über Stunden direkter Sonneneinstrahlung und hohen Temperaturen ausgesetzt. Deshalb benötigen sie besonderen Schutz und Aufmerksamkeit – durch gezielte Präventionsmaßnahmen, ausreichende Pausen, Zugang zu Trinkwasser und eine hitzeangepasste Arbeitsorganisation. Der Klimawandel macht diesen Schutz dringlicher denn je.“
Dr. Martin Herrmann, 1. Vorsitzender der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit e. V. und Moderator des Symposiums, fügt hinzu: „Die Gesundheitsgefahren durch Hitze nehmen als Folge der Klimakrise weiter zu. Daher müssen wir gesundheitlichen Hitzeschutz in alle Infrastruktur-, Bau- und Stadtentwicklungsmaßnahmen integrieren und Klimaschutz als wichtigstem Gesundheitsprojekt unserer Zeit höchste Priorität geben.“
Das Bündnis Hitzeschutz Bayern besteht aus über 20 Akteurinnen und Akteuren des Gesundheitssektors im Freistaat. Die Liste der Mitglieder kann auf der Website der BLÄK eingesehen werden. Link: blaek.de/wegweiser/klimawandel-und-gesundheit/buendnis-hitzeschutz-bayern
Die bundesweiten Forderungen zum Hitzeaktionstag können unter dem folgenden Link eingesehen werden:
hitzeaktionstag.de/politische-forderungen