Konkurrenz um finanzielle Mittel und um Fachkräfte
Pressemeldung — 13.10.2011
„Die Gesundheitsversorgung in Deutschland und Bayern ist in der aktuellen Fassung nicht mehr zukunftsfähig“, prophezeit Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK). Dies liege nicht nur an der derzeitigen Situation unseres Gesundheitswesens, die sich angesichts des doppelten demografischen Faktors – eine alternde Gesellschaft bei gleichzeitiger Überalterung der Ärzte –, des rasant wachsenden medizinischen Fortschritts und der chronischen Unterfinanzierung noch verschärfen wird. Besorgniserregend sei vielmehr auch der bereits kurzfristig ins Haus stehende massive Personalmangel – Ärzte, Pflegeberufe und weitere Gesundheitsberufe. Der gegenwärtige und absehbare Fachkräftemangel betreffe alle Gesundheitsberufe sowie Versorgungseinrichtungen auf allen Ebenen – ambulante und stationäre Sektoren. Alle medizinischen Versorgungsbereiche, egal ob unter dem Dach der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) oder Privaten Krankenversicherung (PKV), Pflegeversicherung oder Rentenversicherung, seien bzw. würden zu Konkur-renten um finanzielle Mittel und Fachkräfte. Unabdingbar werde daher ein koordinierter Ansatz, der alle Leistungsbereiche umfasst. Dabei komme Regionen, Kommunen und Landkreisen eine besondere Bedeutung zu, soll das heutige hohe Versorgungsniveau aufrecht erhalten werden. Laut einer Studie eines Wirtschaftsforschungsunternehmens fehlen bis 2020 rund 56.000 Ärzte und gut 140.000 nichtärztliche Fachkräfte in Deutschland und bis 2030 wird die Personallücke auf knapp 1 Million (165.000 Ärzte und 800.000 nichtärztliche Kräfte) anschwellen. (Fachkräftemangel stationärer und ambulanter Bereich bis zum Jahr 2030: PricewaterhouseCoopers (PwC), Frankfurt am Main, Oktober 2010, 80 S.) In Bayern fehlen bis 2030 über 23.000 Ärzte bzw. 114.000 nichtärztliche Kräfte.
So werde in absehbarer Zeit die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen steigen, wobei gleichzeitig immer mehr Fachkräfte in den Ruhestand treten, ohne dass die Stellen neu besetzt werden können. Erschwerend kommt hinzu, dass Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte zunehmend eine Beschäftigung außerhalb der Gesundheitsversorgung oder im Ausland suchen. Der Personalmangel werde zusätzlich eine noch höhere Belastung der verbliebenen Kräfte in der Branche mit sich bringen und so noch unattraktiver. Diese Spirale müsse unterbrochen werden. „Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen zwingt uns zum Umdenken“.
„Die grundsätzliche Einstellung zu Berufen mit hoher sozialer Kompetenz und Empathie, zu denen alle Gesundheitsberufe und insbesondere der Arztberuf zählen, gehört auf den Prüfstand“, forderte Kaplan. Es müsse mit den vorhandenen Personal-Ressourcen sorgfältiger und intelligenter umgegangen werden. Allokationsveränderungen zwischen den Ärzten und zwischen den Fachkräftegruppen seien notwendig.
Tabelle siehe pdf-Datei.